Startseite > Berichte >Galotta und sein Dämon

Galotta entpuppte sich als so verräterisch, wie ich es vorhergesagt hatte. Nicht nur hatte er sich bereits Borbarad als "Leiter der Schwarzen Zirkel" angeschlossen, sondern wir trafen an seiner statt einen Dämon in Gestalt Galottas an, der Gulmartock an der Nase herumführte. Ich musste mich sehr beherrschen, zeigte doch Gulmartock wieder auf atemberaubende Weise, wie gering seine rethorischen Fähigkeiten sind. Typisch für einen Gelehrten, sprach er viel ohne wirklich etwas zu sagen. Nun, ich fürchte mein Gefährte wird noch früh genug die Notwendigkeit des Schlachtfeldes erleben, wo Worte rasch und eindeutig erforderlich sind. Doch ich muss eingestehen, dass der Dämon auch mich für einen Augenblick täuschen konnte. Als Gulmartock endlich das vereinbarte Zeichen gab, das ich herbei gesehnt hatte, reichte es, um mich zögern zu lassen. War Galotta am Ende schon ein alter, verwirrter Mann, der uns hier unbewaffnet beim Tee gegenüber saß?
Der Schrecken, dass sich der Reichsfeind Nr. 1 dem Dämonenmeister angeschlossen hatte, war kaum verflogen, als sich die Ereignisse überschlugen: Während die Gefährten mit der üblichen Gier die Villa des Magiers durchsuchten, versuchte ich einen der schreckhaft entflohenen Diener zu erhaschen. Als ich dabei war, ihn zu befragen und erfuhr, dass Galotta sich bereits seit 10 Monden "seltsam verhalten" hatte, bemerkte ich am Rande Sanfir, der mit einem Behältnis und einer Fakel auf mich zu kam. Bevor ich mich versah, stand ich plötzlich in Flammen. Die Gefährten kamen auf meinen Ruf herbeigeeilt und halfen mir, das Feuer an mir zu löschen. War schon die Brustplatte durch die Pranke des Dämons arg beschädigt und verätzt, war nun auch noch mein prachtvoller Leuinhelm und die Schulterplatten vom Feuer geschwärzt. Auch meine Haare waren bis auf Kinnlänge angesengt. Schnell wurde mir klar, dass mit Sanfir etwas nicht stimmen musste. Sein Ruf aus der Bibliothek, ließ uns dort nach ihm suchen, doch er hatte uns eine Falle gestellt. Plötzlich stand der ganze Raum in Flammen und die Tür war hinter uns verschlossen. Glanrak und ich hieben mit aller Kraft gegen die schwere Tür und konnten sie schließlich durchbrechen. Da bot sich uns ein erschreckendes Bild: Hinter einer Wand aus Flammen übergoß sich Sanfir mit Öl und näherte die Fackel seinem Kopf. Bereits schwer verletzt zögerte ich dennoch nicht, durch die Flammen zu stürmen und meinem Gefährten die Fackel aus seinem Griff zu winden. Dann blieb mir nichts anderes, als ihn bewusstlos zu schlagen.
Wir trugen Sanfir zurück zur Opalglanz, während hinter uns Galottas Villa in einem Flammenmeer versank. Die Schatten nahmen durch das feurige Schauspiel zunächst unseren Sieg über Galotta an, doch wir mussten sie mit bitteren Nachrichten enttäuschen. Entsetzt war ich über ihr Vorhaben, den offensichtlich von einer finsteren Magie beherrschten Sanfir einfach an den Schiffsmast zu fesseln und darauf zu warten, dass die Wirkung des Zaubers nachließ. Sie versprachen sich sogar interessante Erkenntnisse über Galottas Macht aus der Dauer dieses Zustands. Schnell stellte ich klar, dass ich diese unwürdige Behandlung meines langjährigen Kampfgefährten nicht dulden würde und Galotta seine Macht bereits ausreichend hatte demonstrieren können. Amüsiert konnte ich anschließend beobachten, wie sich ein regelrechter Wettstreit entwickelte, wer die mächtige Beherrschung würde brechen können. Viele der Schatten versuchten sich daran und zu meiner Überraschung verspürte ich fast so etwas wie Stolz, als es Gulmartock war, dem dies schließlich gelang. Er schien sogar eine interessante Erkenntnis dabei zu gewinnen, die er in Zukunft häufiger anwenden will. Es stellte sich heraus, dass Sanfir offenbar beim Öffnen einer Schublade den Zauber ausgelöst und dabei eine Statue Bel'Akaras, eines vielarmigen Rachegottes, gefunden hatte.
Die Spektabilität in Fasar empfing uns voller Tatendrang und auch in mir regte sich beim Anblick der 70 Schatten, die sich für die Mission Erntefest-Massaker eingefunden haben, ein Gefühl wie vor einem Kampf: Der Blick der Leuin liegt auf uns! Savertin teilte uns den Grund für die angebrachte Eile mit: Der 14. Tsa soll ein günstiges Datum für Beschwörungen und auch für Manipulationen der Elemente sein. Wir haben keine Zeit zu verlieren, wollen wir rechtzeitig das Eiland vor Maraskan erreichen, um das zu verhindern, was Borbarad dort plant. Zu diesem Zweck hat die Spektabilität bereits einen Plan entworfen: Wir werden in Thalusa das 3. Geschwader der Mittelreichischen Flotte mit 150 Seesöldnern kapern und damit gen Maraskan segeln. Auch die Dothanischen Spähren sollen zum Einsatz kommen.
Mit den Gefährten führte ich am Abend noch eine hitzige Diskussion über den vor uns liegenden Kampf. Ich mache mir Sorgen. Nur zu gut erinnere ich mich daran, mit Larona ebenfalls darüber debattiert zu haben und an ihre Meinung "Feuer mit Feuer" bekämpfen zu wollen. Kurz darauf hatte sie uns in ihrer Verblendung verlassen und uns offenbart, dass sie den Dämonen näher war als ihrer Göttin, auch wenn sie noch immer gegen Borbarad kämpfen wollte. Nun unterstützt auch Sanfir Gulmartock in der Ansicht, der Einsatz von Dämonen im Kampf gegen die Schergen des Dämonenmeisters sei sinnvoll. Zum einen klingt es für mein Verständnis absurd, Borbarad mit einem Mittel bekämpfen zu wollen, welches er am ehesten von allen beherrscht. Es wäre, als würde Sanfir mich zu einem Duell fordern und als seine Waffe den Anderthalbhänder wählen - mit dem Zusatz, dass ich in diesem Gedankenmodell die Möglichkeit hätte, Kontrolle über seine Waffe zu erlangen. Zum anderen - und das ist der wesentlich wichtigere Punkt - mache ich mir Sorgen darüber, dass meine Gefährten nicht genug Vertrauen in die Zwölfe setzen, um für den Kampf IHRE Mittel zu wählen und IHRE Gebote zu beachten. Wie können wir da auf Sieg hoffen? Ich bete, dass sich Savertin als ein götterfürchtiger Mann erweisen wird. Mein Herz schlug schneller, als ich ihn in seiner Ansprache zu den versammelten Schatten die Worte sprechen hörte: "Schatten, lasst uns ins Licht treten!"



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