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Der Weg zum Pass war beschwerlich. Es schüttete so, als ob Väterchen Efferd sich vorgenommen hatte, alle Erde wegzuschwemmen.
Doch Tag für Tag ritten wir weiter. Am 23 Ingerimm, schon im gebirgigen Gelände, entdeckten wir die Trümmer einer Kutsche. War das unser Ziel?
Vorsichtig stürmten wir heran. Es waren weder Pferde noch Leichen oder Überlebende zu entdecken, doch ein Geräusch weckte meine Neugierde. In der linksseitigen Schlucht lag die schwarze Kutsche der Elfe! Mit Sanfir seilte ich mich ab, stets bereit meinen Hammer auf den Kopf der Borbaradianerin sausen zu lassen. Doch statt ihrer fanden wir einen Grafen, dem die Kutsche oben auf dem Weg gehörte.
Ich versorgte seine Wunden während er die Geschehnisse erklärte: Auf dem engen Pfad waren die beiden Kutschen aneinander geraten. Es gab einen Kampf, er selbst stürzte die Schlucht hinunter. Die Elfe samt Kutscher und Begleitung flüchteten mit dem Knappen des Grafen in die Berge, vermutlich in eine Jagdhütte des Grafen. In den Trümmern fand ich ein Eulenamulett, dass ich Sadonos zur Untersuchung gab. Die Zauber waren für ihn jedoch nicht zu enschlüsseln, so dass ich ich aus Vorsichtsgründen das Amulett doch Sanfirs magische Hand aufbewahren ließ. Wer weiss, ob uns die Elfe nicht ein magisches Kuckucksei unterschieben wollte?
Sofort nahmen wir die Verfolgung auf. Nach gut zwei Stunden erreichten wir die Hütte. Licht drang aus ihr heraus in der Dämmerung. In zwei Gruppen wollten wir angreifen. Noch während die erste Gruppe losstürmte, flog eine Feuerkugel aus der Hütte. Unmittelbar darauf erklang ein dämonisches Geschrei aus dem Himmel. Vier Irrhalken stießen auf uns nieder. Das würde kein einfacher Kampf: Die kalten Weiber und Rondrasiel, teilweise durch den Feuerball schon kampfunfähig, der arg geschundene Baron und wir sechs gegen vier fliegende Kreaturen der Niederhöllen, die Dämonenelfe und ihre beiden Helfer.
Ein Hoffnungsschimmer erschien doch sogleich am Himmel: Der Greif erschien und stürzte sich auf seinen finsteren Gegenspieler. Mit Sanfir und Sadonos vereint vernichteten wir den ersten Dämon, der bei seiner Einfahrt in die Niederhöllen in einem Feuerball verging. Dem zweiten wollte ich in seinem Sturzflug unterlaufen, was mir nicht gelang. Er packte mich und flog in die Höhe. Mir gelang es noch, mich aus seinen Klauen zu befreien, doch der Boden kam schnell näher. Stammte das Schwingenrauschen vom Irrhalken oder Golgari?
Die nächsten Tage war ich etwas benommen. Zwar hatten mich meinen Kameraden aus dem Reich der Toten zurückgeholt, doch ganz beisammen war ich noch nicht. Wir hatten den Pagen als Toten zu beklagen und die Elfe war geflohen. Ich erinnere mich, dass wir dem Greifen begegneten und er uns ein seiner Federn gab. Ich erinnere mich an ein Audienz und an ständigen Regen. Irgendwann waren wir auf unserer Verfolgung in einem Dorf nördlich des Ogerbuschs. Die Taverne lud zum verweilen ein und während die anderen das Zimmer , dass sich die Elfe und ihre Begelitung genommen hatten untersuchten, genoss ich das hiesige Bier und sang zur Erbauung der Gefährten das alte Lied über den Drachenkampf:

Es ertönen die alten Trommeln
es marschieren, marschieren die Angroschim
es ertönen die alten Trommeln,
und die großen Hörner schall'n

Gegen Echsen, gegen Drachen
es marschieren, marschieren die Angroschim
gegen Echsen und gegen Drachen
ziehen wir heute in die Schlacht.

Tausend Hämmer und tausend Äxte
es marschieren, marschieren die Angroschim
Tausend Hämmer und tausend Äxte
schimmern hell im Fackelschein

Eines Morgens in aller Frühe
es marschieren, marschieren die Angroschim
eines Morgens in aller Frühe
trafen wir auf unsren Feind.

Achttausend Tage, achttausend Nächte
es marschieren, marschieren die Angroschim
Achttausend Tage und auch Nächte
dauerte die Schlacht.

Glut und Eisen, Blut und Feuer,
es marschieren, marschieren die Angroschim
Glut und Eisen, Blut und Feuer
tobten laut in jeder Nacht.

Viele Brüder, viele Freunde
es marschieren, marschieren die Angroschim
Viele Brüder und viele Freunde
bleiben auf dem Feld zurück.

Doch der Goldne, ward bezwungen
es marschieren, marschieren die Angroschim
Doch der Goldne, ward bezwungen
und auch seine Dienerschaft.

Lasst ruhen, oh ihr Brüder
es marschierten, marschierten die Angroschim
Lasst ruhen, oh ihr Brüder
bis wir dereinst wieder ziehn.

Die anderen hatten gerade ein kundige Führerin ausgemacht, als eine schwer verwundete Amazone das Dorf erreichte. Ein Blick genügte mir: Diese Wunden hatte ich in meiner Welt schon oft gesehen: Die ätzenden, faulenden, teilweise nie verheilenden Wunden der Dämonenarmee. Sie waren gelandet und hatten die Amazonenburg Löwenstein im Sturm genommen. Auch andere Städte waren gefallen. Sie selbst wollte die Amazonenkönigin Ypolitta warnen. Die Kavallerie Borbarads war derweilen auf dem Weg hierher.
Sofort schlugen wir Alarm. Wollten wir den Göttern keine lebendigen Opfer bringen, so musste das Dorf geräumt werden.
Die einfachen Leute erfüllte Panik und Trotz. Sie konnten nicht wissen, dass es sich hier nicht um eine Gruppe Goblins oder einen Oger handelte, sondern um eine Invasionsarmee.
Dementsprechend waren auch nicht alle bereit, ihr Hab und Gut aufzugeben.
Sir stimmten in der Gruppe das weitere Vorgehen ab: Der Irrsinn muss meine Kameraden gepackt haben, denn wir beschlossen, mit 500 Bauer, Alten und Kindern in der Ogerbusch zu ziehen. Von der eigentlichen lautlosen Verfolgung der Elfe konnte nun keine Rede mehr sein. Und als hätte ich es nicht geahnt, trafen wir schon nach drei Stunden auf den ersten Menschenfresser. Er tötet mit bloßer Hand zehn Leute, bevor ich ihn mit einem Blattschuss meiner Armbrust zur Strecke brachte. Ein Ogerzahn ziert seitdem meine Kette. Sanfir, der auch solch ein Stärkeartefakt haben wollte, wäre beinahe noch verschlugen worden. Er hatte vergessen zu prüfen, ob der Oger tatsächlich tot war. Die Gier…
Wir zogen weiter, um die Dörfler in die vermeintlich sicheren Höhlen zu führen.
Noch ein Tag, bis laut der in der Herberge gefundenen Sternenkarte das Ritual stattfinden sollte. Irgendeine Konstellation des Ogerkreuzes. Und das im Ogerbusch.
Väterchen Angrosch sei mit uns.


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