Startseite > Wissenswertes >Von denen Untoten und Blutsaugern

Von denen Untoten und Blutsaugern



(in Auszügen)

Nun ist dero Umtrieben Grenzen gesetzt in Form der Nacht, in dero Schatten sich die Widernaturen umhertreiben und ihrem gotteslästerlichen Appetit stillen. Dero Opfer erkenne man schnell an zwei Malen am Halse, die Unseligen beginnen das gnadenreiche Antlitz Praios? zu fliehen und verwandeln sich bedächtig im Laufe mehrerer Heimsuchungen in jenes Schattengelichter, das sie heimsuchte. Noch sind sie leicht zu töten, denn ihre Unerfahrenheit und Zügellosigkeit verraten dero Existenz schnell dem Wissenden. Mit den Jahrhunderten aber wachset ihro Verschlagenheit und Schläue und sie sind nicht mehr als ein Hauch in der Dunkelheit. Sie benebeln die Sinne und sind von einer Schnelligkeit, dero Art dem Sterblichen unbekannt ist. So stark sie in der Nacht, so schwach sind sie am Tage, wenn die Gnade des Götterfürsten die Erde erhellet. Sie brauchen Helfer, die sie bewachen in der Zeit ihrer Ruhe, was sie diesen Lästerlichen versprechen, ist unbekannt. Für sie spielet die Zeit keine Rolle, jede Nacht ist ihnen wie die andere, Jahr um Jahr. Vielleicht locken sie ihre Jünger mit dem Versprechen des Ewigen Lebens? Nicht verschwinden aber mag ihro menschliche Natur, die sie als Lebende besessen, dem einen gereichet sie zum Vorteil, dem Gierigen zum Verhängnisse. Sie bleiben in den Eigenheiten ihrer menschlichen Natur befangen, doch sind sie keine Menschen mehr, sondern verderbtes Gesindel. Sie wüten allein und oft für lange unerkannt und nur ihre bevorzugten Jünger kennen die Plätze ihrer Ruhe. Ihre verderbte Brut setzet sich fort in Geheimen, und zwar durch die Natur des Bisses. Einer, der sich einlasset mit den Schatten der Nacht oder unseligerweise von ihnen heimgesuchet ward, wird nach einigen Bissen seiner ihm von den Göttern verliehene Lebenskraft beraubet. Nach einiger Zeit, wenn der Besuch des Saugers nicht abgewendet werden könnt, erwachet er mit dem Makel des Vampirs als einer der ihren und sogleich verspüret er den verderbten Durst nach menschlichem Blute. Es gibt aber auch solche, die sagen, es bedürfe den Willen des Opfers, jenen letzten Schritt zu jener unselige Daseinsform zu tun, sonst stürbe der Mensch wie zu erwarten. Das aber wollen wir nicht glauben, denn was könne einen Rechtgläubigen bewegen, zu werden wie der Verfluchte, der ihm das Leben raubt. Der Vampir aber ist eine Fehlgeburt unter Praios? wachem Auge, welches er fürchtet und verabscheuet, in der Nacht aber wird er zu einem ihrer todbringenden Schatten. Jedoch nicht wahllos bestimmen jene die Natur ihrer Bastarde. Es scheinet eine unheilige Beziehung zwischen Opfer und Sauger herrschen zu müssen, denn der Vampir führet den Scholaren wie der Vater das Kind an der Hand in ein Reich ?vor dem Portale?, welches den Durchgang zu des Totengottes Hallen darstellet. In diesem finstren Raume verweilet der Scholar eine Weile, bis er neu erwachet und nicht vom Leben oder vom Tode ist. Wehe dem, der als Blutdürstender erwachet, denn verflucht ist er von Boron und keinen Einlaß findet er in die Hallen der Ruhe bis in alle Ewigkeit. Und es bestimmet allein der Meistervampir ob und wann er den Scholar zu seinesgleichen zu machen gedenket. Dann aber gibt er dem Scholaren sein eigen verderbtes Blut zu trinken, worauf sich der neue Vampir schon in der nächsten Nacht zu seinem unheiligen Dasein erhebt ...
Den Vampir zu töten aber bedarf es der silbernen Waffen, denn diese fürchtet er, denn nichts schmerzt ihn so sehr, wie die Berührung von schierem Silber. Und auch mit dem Holz vom Satuariensbusch vermag man ihn zu verwunden, stößt man ihm einen solchen Pfahl geradewegs in den Leib, dann windet er sich in irren Zuckungen und seine widernatürliche Lebenskraft, die der Vampir seinen Opfern stahl, entflieht ihm, bis er schließlich sein götterlästerliches Dasein beendet. Doch muß das Holz für den Pfahl noch lebendig sein, was soll bedeuten, daß es nicht länger denn einen Tag geschnitten sein darf, sonst ist es nicht länger zaubermächtig. Mit Symbolen der Zwölfe vermag man sich die untote Kreatur vom Leibe zu halten, insbesonders mit solchen des Götterfürsten, so wird es zumindest allenthalben berichtet.
[...]
In dero tulamidischen Quellen aber ward zudem berichtet von einem Heimsucher, der ihr Zeichen trägt, aber nicht ihrer Natur ist. Menschenlos ist sein Antlitz, menschenlos seine Art. Er stammet nicht von dieser Welt und ist doch einer der ihren, obwohl die menschlichen Vampire ihn verachten und fürchten. Wahnsinn folget ihm wie eine Seuche wenn er gerufen ward und niemals dürfet ihr den Kreis der Beschwörung unterbrechen, denn er lauert in der anderen Welt auf das Zeichens eines Eingangs. Er ist der Herr des Blutes und sein ist ein Teil des Totenreiches. Wie ein Dieb in der Nacht kommet er und breitet seinen Schatten über die Städte. Die Elfischen nannten Ihn ?Hajad da? den ?Gast?, oder ?Twelwan?, den ?ältesten Besucher?. Bei den Tulamiden nennt man ihn Shelhezan, was gleichsam heißt der ?Ungebetene? oder auch Bej?Kelhachama-da, was heißen soll ?verderbter Sohn der Mada?. Verstohlen und heimlich ist sein Wirken, doch Königreiche zerbrechen unter seinem unhörbaren Schritt. Selbst der Verfluchte, der keinen Namen trägt, sucht seiner Gegenwart zu entfliehen, denn der ?Gast? - so sagt man jedenfalls - ist älter als die Welt und ihre Götter. Ihn zu bekämpfen ist den Sterblichen versaget, aber das Schicksal ist barmherzig und das Heil findet sich am Eingang des Totenreiches. Er ist nicht von dieser Welt und nichts in dieser Welt vermag ihm zu schaden. Aber das Heil ist nicht von dieser Welt und es mag ihn vertreiben... [...]




 -nach oben-