Startseite > Berichte >Auf Maraskan III

Ich dachte bisher, mein Leben wäre aufregend gewesen. Doch das Katz-und-Mausspiel mit den Zöllnern, Bütteln und Soldaten ist nichts im Vergleich zu dem, was meine Reisegruppe erlebt haben muss und in was sie ständig hineingeraten.
Doch der Reihe nach.

11. Praios

Mit der erhofften Ruhe wurde es leider nichts. Wir saßen noch im Balihoer Bären, als uns durch den Rur- und Gor-Tempel eine Warnung überbracht wurde. Meine Mitreisenden waren erkannt worden und sollten festgesetzt werden. Wir flohen in den Tempel. Naja, jedenfalls in das, was die Maraskaner so Tempel nennen. Jedenfalls wollten sie für uns den Kontakt zum Haranydad aufnehmen und uns einen Führer durch den Dschungel stellen, denn auch sie spürten eine große Gefahr, die meine Gruppe als den bösen Borbarad beschrieb. Maresh, so nannte sich unser Führer, hatte eine eigenwillige Art, den Weg zu erkunden: er warf seinen Diskus hirnlos in den Wald und lief dann hinterher. So oder vielmehr durch Zufall kamen wir in ein Dorf, in dem wir zu einer Geburtstagsfeier eingeladen wurden. Ich knüpfte Kontakte zu einem Mann, dessen Neffe Shejan in Tuzak im Handelskontor arbeitet. Das könnte bei der nächsten Reise wertvoll sein. Noch während des Gespräches stürmte eine mittelreichische Patroullie das Dorf auf der Suche nach Rebellen. Nach einer kleinen Rauferei und dem magischen Eingreifen des Brabakers mussten wir auch diesen Ort schnell verlassen.
Unser Führer blieb hier und so leitete ich die Gruppe- nach einigen Rangelein um die Führung mit der Adligen von Eichenhain. Wir kamen trotz aller widrigen Umstände und unglaublich dummen Aktionen meiner Schützlinge gut voran und erfrischten uns am Abend an einem Teich , als wir hinterrücks angegriffen wurden. Der Kampf währte nur kurz, denn wir erhielten
Unterstützung vom Diskus von Boran, einer der freundlicheren Rebellengruppen. Obwohl wir verwundet waren und einige von uns vergiftet waren, wurden wir mit verbundenen Augen durch den Dschungel geführt. Im unterirdischen Camp erhielten wir -nachdem dem Anführer Haran erneut die Mär von Borbarad erzählt wurde- Gegengifte und eine neue Führerin. Haran sprach auch von einer Frau mit Spinnentatoowierung, die sich Larania Schwarzklingenannte und vor einem Jahr in der Gegend war. Dieser Name war schon im Fort Retoglück gefallen. Es scheint sich um eine der Bekannschaften der Gruppe zu handeln, die ich nicht machen möchte. Irgendeine Dämonenhexe oder Elfe oder so was. Wie dem auch sei, unsere Führerin Alwidischia führte uns sicher durch den wilden Dschungel, bis wir auch eine Ausgrabungsstätte stießen.
Hier arbeitete ein Magier mit Namen Pruspereiken an alten echsischen Gebäuden. Warum, dass weiß Hesinde alleine. Auch hier half die wirre Borbaradgeschichte weiter. Doch der gute Magier muss vom Dschungelfieber befallen sein, denn er sprach noch wirrer als meine Kameraden von Riesenechsen, verborgenen Städten, magischen Siegeln und Seeschlangen, die sich alle 49 Jahre paaren. Nach einer endlich ruhigen Nacht ohne den nervigen Regen und Geviech in den Haaren machten wir uns wieder auf den Weg.
Es war der

Mittag des 15 Praios

Als wir erneut auf Rebellen trafen, allerdings diesmal wieder auf welche, die uns umbringen wollten. Vielleicht hatten sie die Borbaradgeschichte noch nicht gehört ? Ich glaube es wird Zeit, endlich wieder schwankende Planken unter die Füße zu bekommen. Wir schafften es mithilfe meines magischen Nebels und meines Säbels, ihre Reihen zu durchbrechen und flohen, bis wir auf ein altes Fort stießen. Dort wollten wir übernachten, trafen allerdings tatsächlich auf sprechende Echsenmenschen. Und wie sollte es anders sein: auch hier ging alles um "die große Gefahr" und mystische Geschichten eines Siegels, das zurückgebracht werden sollte. Allerdings bekamen wir hier jede Menge Edelsteine geschenkt. Ich hatte gedacht, ich wäre nicht so leicht zu überraschen...
Am nächsten Morgen ließen wir die Rebellen zurück und gingen unter meiner Führung auf eigene Faust weiter.
Am


Abend des 19 Praios

Waren wir erneut von Rebellen umstellt. Ja, wieder brachte uns das wirre Gerede des Sanfir eine Führerin ein. Wirklich erstaunlich. Sie führte uns mehrere Tage durch den Dschungel, bis wir auf die gesuchte Enduriummine stießen. Hierhin war ein großer Teil der Rebellen vor einigen Wochen aufgebrochen und nie wieder gekehrt..
Die Mine selbst war verlassen. Naja, in gewisser Hinsicht jedenfalls, denn alle Bewohner und Wachen waren ermordet worden. Wie, das konnten wir nicht klären. In der Mine selbst waren viele magische Zeichen auf einer Plattform, die tief in die Mine führte. Unsere Magier erzählten tolles Zeug von Dämonen und Bannungen, Ritualen und dem Ein- und ausschließen.
Ich jedenfalls habe noch keinen Dämonen gesehen. Und so sollte es auch bleiben. Ich ließ zusammen mit dem Söldner Ariko, den ich Draske nennen darf, die anderren hinab in die Tiefe. Lange passierte nichts, dann vernahmen wir Schrei und unheimliche Laute.
Mit aller Kraft zogen wir die anderen wieder hoch. Was ich dort in der Tiefe sah, habe ich mir wahrscheinlich nur eingebildet. Es war riesig und bestand nur aus rotierenden Zähnen. Wir flohen aus der Mine und das Ding folgte uns nicht. Ich möchte allerdings auch nicht nachschauen, was es wirklich war und ob es noch da haust. Was immer es auch war, es hat meine Mitreisenden übel zugerichtet. Ich schlich also mit Draske zurück in die Befestigung, um nach Verbandszeug und Lebensmitteln zu suchen. Doch zuerst fanden wir Geister. Geister kenne ich, ich habe schon häufiger welche gesehen und wenn man nett mit ihnen redet, sind sie freundlich. Hasgard Arverson, der Schiffsmagier auf der "Bleiente" war ein Spezialist wenn es um Geister ging. Naja, jedenfalls baten uns die Geister, "Folgt der Spur des Todes. Nach Süden über den Dengel-Dengel-Paß. Wir wollen dort sein, wo das jetzt ist."
Zudem beschenkte sie Draske und mich mit einem Brocken Endurium. Da das Zeug viel wert sein soll, behalten wir das vorerst für uns. Die anderen sind schon reich genug und ich muss mein Leben erst wieder aufbauen.
Nachdem wir die anderen notdürftig verbunden und geheilt haben -der Magier Sadonos scheint gut in der Heilmagier bewandert zu sein- setzten wir am nächsten Morgen unseren Weg fort. Er führte uns mehr und mehr in die Berge. Unterwegs mussten wir noch eine Schlucht mit zerstörter Brücke durchqueren. Dabei fanden wir einige tote Drachengardisten, die den Zug der Enduriumkarawane begleitet hatten. Es sah so aus, aus hatte sich die Karawane einiger Begleiter entledigt. Merkwürdig. Später stießen wir auf die Straße nach Boran und erreichten am Nachmittag eine mittelreichische Festung, auf der Draske und ich nach einem netten Gespräch mit der Obristin Hainbauer übernachteten . Die anderen blieben aus Angst vor der Entdeckung über Steckbriefe außerhalb der Festung versteckt.
Hier noch mehr wirres Zeug, dass die Obristin erzählte: Der Schwertkönig soll dereinst gegen die Blutzwillinge hier gekämpft haben. Als sie starben, sagten sie:
"Zwei Hände, in denen dasselbe Blut fließt. Das bist Du. Du musst sie führen. Antwort und Vergelter. Du musst sie bewahren. Es wird kommen. Aus dem Herz der Kette. Schwarz und rot. Schwarz wie Endurium. Rot wie Blut. Du musst bereit sein. Diese Insel hat keinen anderen Sinn."
Wenn ich es so recht überlege, ist die ganze Insel sinnlos. Wer hier nicht verrückt geboren ist, wird hier verrückt gemacht.
So zogen wir weiter.
Anfang Rondra erreichten wir ein kleines Tableau, das mit Leichen übersäht war. Es war der Rest der Drachengarde. Sie waren allesamt vergiftet worden. Auch zwei Ghule, die sich an den Leichen verköstigen wollten, waren dem Gift zum Opfer gefallen. Eklig. Ghule.
Bemerkenswert waren blutrote Falter, die ungewöhnlich groß waren und mit schrfen Zähnen ausgestattet waren. Sowas habe ich noch nicht gesehen und auch noch nichts von gehört. Sie hatten tatsächlich die toten Ghule angeknabbert. Doch genug davon. Zusammen mit Draske gelang es mir, den Geist des Toten aus der Mine zu rufen. Anscheinend waren wir noch nicht am Ziel, denn er war noch nicht ?da wo es jetzt ist?.
Also zogen wir unter meiner Führung weiter Richtung Südost.
Irgendwann vernahm ich salzigen Geruch. Das MEER. Endlich hatten wir die grünen, heißen Niederhöllen hinter uns gelassen. Der Anblick der sich uns bot, ließ mich allerdings erschaudern: Vor uns lag der von dem verwirrten Forscher erwähnte Friedhof der Seeschlangen. Skelette von mehreren dutzend Schritt langen Seeschlangen lagen dort. Auf der See, weit vom Ufer entfernt sahen wir ein Viermaster mit schwarzen Segeln. Der verfluchte Segeler! Und vor uns auf einer Landzunge thronte eine alte, echsische Pyramide. Ich begann zu verstehen, dass es für meine Mitreisenden üblich war, von einer dummen Situation in die nächste zu gelangen.
Der Plan war schnell gefasst und einfach: Wir versteckten das Endurium und zusammen mit Sanfir schlich ich an die Pyramide heran, unter den Bäumen auf der Landzunge Deckung suchend. Obwohl ich soetwas seit Jahren mache, wurde ich doch dieses Mal entdeckt. Zwergisches Pech klebt vermutlich noch an Sanfir, denn ohne Vorwahnung traf mich ein kurzer Armbrustbolzen ins Bein. Ich versteckte mich hinter einem Baum, doch schon seilte sich jemand aus der Krone ab. Er kämpfte mit seinem Nachtwind wie ein maraskanischer Rebell, doch ich war zu nah an ihm dran, blockierte seine Schläge und setze ihn mit dem Entermesser hart zu. Trotz seiner starken Wunde schaffet er es, in die Wipfel zurückzufliehen. Erschöpft und mit schmerzendem Bein lehnte ich an dem Baum, bereit, mich zu verteidigen. Ich hörte Kampfeslärm und Schreie. Nach einigen Minuten war der Rest meiner Gruppe da. Sie hatten den Rebellen und einen anderen erschlagen können.
Der Magier Sadonos versorgte meine Wunde und Sanfir überließ mir die erbeutete Armbrust. Weiter ging es zur Echsenpyramide. Der Eingang war unbewacht und so drangen wir ein. Drinnen stießen wir auf zwei lebendige Echsenmenschen, die uns allerdings ignorierten. Auch komisch. Wir durchsuchten vier Räume, fanden eine kleine Feldschmiede und eine Menge unheilige Zeug, dass ich nach einigen Wortgefechten mit dem dunklen Magier zerstörte. Ich glaube, er wollte das Zeug selbst benutzen.
Und dann ging es in die Tiefe. Was ich dort sah, ließ mich zweifeln, ob mein Gepött über die verrückten Borbarad- und Dämonengeschichten nicht voreilig war.
Unter uns befand sich eine fast kreisrunde Grotte, die nur durch Tang vom Meer getrennt war. In der Mitte lag das Szepter, von dem der irre Forscher geredet hatte. So irr ist er also doch nicht. Daneben stand ein Echsenmensch, der völlig schwarz statt grün war. Um ihn herum, durch sieben aufrecht aufgestellte Rippen einer Seeschlage getrennt, standen sieben Leute mit Roben. An den Höhlenwänden waren drei Gemälde oder vielmehr Portale in wüste Zerrwelten zu erkennen, an denen sich jeweils die weitere Personen zu schaffen machten. Ich erkannte die Frau mit der Spinnentätowierung, und auch die anderen schienen meinen Mitstreitern nicht unbekannt zu sein. An dem Tangvorhang vor dem Meer aber waren Mischwesen aus Bäumen und Spinnen, auf deren Rücken drei schwarze Schwerter lagen. Diese sollten ?so hatte unser dunkele Magier gesagt- den drei Erzdämonen Charyptoroth, Nagrach und Agrimoth geweiht sein sollen. Allein der Anblick dieser Wesen lies mich schaudern. Wie konnte so etwas existieren? Und wie sollten wir gegen solch eine Übermacht bestehen?
Rückzug war verlocken, doch das da unten war unheilig und musste vernichtet werden....




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